Der SSV Reutlingen 05 hat am dritten Spieltag in der Oberliga bei den Stuttgarter Kickers einen Punkt erkämpft. Das Spiel im Gazi-Stadion auf der Waldau endete 0:0. 3460 Zuschauer sorgten für echte Derbystimmung.

“Die Tore haben gefehlt, aber sonst war alles dabei”, sagten die beiden Cheftrainer Maik Schütt und Ramon Gehrmann auf der Pressekonferenz nach dem Spiel unisono. Das war nicht übertrieben. Von Beginn an entwickelte sich ein Spiel, das immer wieder hin und her ging. Die erste dicke Chance ging auf das Konto der Kickers, als Routinier Mijo Tunjic erstmals Jerome Weisheit im Reutlinger Tor prüfte (3.). Gegen die frech aufspielenden Reutlinger setzten sich die Hausherren durchaus rustikal zur Wehr, was dem SSV bereits in der Anfangsphase einige Freistöße einbrachte. Die erste richtige Chance der Roten ließ aber bis zur zwölften Minute auf sich warten, als Armin Zukic, heute in der Anfangsformation, erstmals den Ball aufs Stuttgarter Tor brachte.

SSV mit Chancen, aber zu harmlos

Was insbesondere in der ersten Hälfte auffiel, war, dass die Reutlinger sich zwar über weite Strecken in der gegnerischen Hälfte festsetzten und sich in Zweikämpfen auch durchaus behaupteten. Auch das Umschaltspiel klappte gut. Immer wieder setzten die Achalmstädter schnelle Konter. Doch vor dem Tor endete die Herrlichkeit zumeist. So verzog Luca Wöhrle ebenso (25.) wie Tim Schwaiger (27.) kurze Zeit später. “Wir wollten mutig agieren, das hat mir in der ersten Halbzeit etwas gefehlt. Aus dem Spiel heraus hatten wir keine großen Chancen. In Kontern waren wir gefährlich, haben es aber nicht gut ausgespielt”, analysierte Schütt nach dem Spiel.

Kickers erhöhen Druck

Auch Kickers-Trainer Gehrmann war noch nicht ganz zufrieden mit seinen Blauen: “Wir waren zu Beginn auch nicht mutig genug, haben den Druck dann aber sukzessive erhöht.” Die Folge war, dass die SSV-Abwehr nach rund einer halben Stunde unter Dauerbeschuss geriet. Ex-Kickers-Spieler Marvin Jäger und Denis Lübke in der Innenverteidigung hatten alle Hände voll zu tun, ließen aber wenig zu. Doch auch Weisheit musste mehrfach eingreifen. Insbesondere Mohamed Baroudi, Kevin Dicklhuber und Mijo Tunjic tauchten immer wieder gefährlich vor dem Reutlinger Gehäuse auf. “Jerome hat überragend gehalten”, lobte Schütt.

Schwaiger mit der Riesenchance

Fünf Minuten vor der Pause gelang es dem SSV dann endlich wieder, für Entlastung zu sorgen. Zunächst scheiterte Schwaiger aus der Distanz (39.), und auch drei Ecken in Folge brachten nichts ein. “Wir hatten zu viel Respekt”, monierte Schütt. Zukic vergab ebenfalls eine Chance (42.), ehe der SSV in der Nachspielzeit der ersten Hälfte noch einen Freistoß zugesprochen kam. Kapitän Pierre Eiberger bediente Schwaiger, doch der köpfte den Ball ans Lattenkreuz. Die beste SSV-Chance bis dahin – das wäre etwas unverdient gewesen, aber danach fragt am Ende keiner mehr”, trauerte Schütt der vergebenen Chance nach.

Kickers mit Sturm und Drang

Aus der Halbzeitpause heraus machten die Kickers direkt wieder massiv Druck. Während der ersten 20 Minuten der zweiten Hälfte spielte man mehr oder weniger auf ein Tor. Richtig brenzlig wurde es in Minute 57, als Weisheit aus seinem Tor stürmte, den Ball aber nicht unter Kontrolle bekam. Jäger kam zu Hilfe, während die Kickers versuchten, die Situation zu ihren Gunsten zu nutzen. Irgendwann stand Weisheit wieder, und auch der von den Kickers-Anhängern geforderte Elfmeterpfiff blieb aus. Das Spiel wurde in der Folge zunehmend hitziger. Schiedsrichter Roy Dingler verteilte in dieser Phase auch einige gelbe Karten. Baroudi und Tunjic beschäftigten die SSV-Verteidigung weiterhin gut. So konnte Weisheit in Minute 62 gegen Baroudi noch zur Ecke klären. Nach dieser entstand ein Riesengetümmel im Reutlinger Strafraum, viele hatten den Ball bereits im Tor gesehen. Doch es blieb beim 0:0. “In dieser Phase müssen wir das Tor machen”, meinte Gehrmann.

Offener Schlagabtausch zum Schluss

Irgendwann gelang es dem SSV, das Heft des Handelns wieder zu übernehmen. Zukic vergab nach einer offensiven Phase der Reutlinger (74.). Weisheit musste gegen Dicklhuber (79.) und Ruben Reisig (80.) klären. Der eingewechselte Markus Obernosterer vergab eine dicke Chance für die Kickers (88.), ehe Eiberger die Führung für die Reutlinger auf dem Fuß hatte, aber ebenfalls vergab (90.). Die Nachspielzeit lief bereits, da startete der SSV einen schönen Angriff. Der eingewechselte Onesi Kuengienda spielte per Hacke blind zurück zu Schwaiger. Der spielte nach innen zum ebenfalls eingewechselten Bleart Dautaj, aber Kickers-Keeper Ramon Castellucci war zur Stelle (90. +1). Dann der Jubelschrei der Blauen: Dicklhuber hatte ebenfalls per Hacke Tunjic bedient, der versenkte den Ball in die Maschen – aber die Fahne war oben, das Tor zählte nicht. Noch immer 0:0. Und dann lief der letzte Angriff der Reutlinger. Nach einer Ecke der Kickers konterten die Roten. Kuengienda tauchte alleine vor dem Tor auf, Castellucci schien bereits überwunden – doch Kuengienda semmelte den Ball am Tor vorbei. Auch wenn das Spiel keinen Sieger verdient gehabt hätte – den kann man schon mal machen.

Tolles Spiel trotz fehlender Tore

“Der Punkt geht heute für beide in Ordnung”, befand Schütt nach dem Spiel. Gehrmann pflichtete ihm bei. “Wir hatten am Schluss Glück, dass der Konter uns nicht getötet hat”, so der Kickers-Coach. Trotz der fehlenden Tore dürften die Zuschauer ihr Kommen nicht bereut haben. 3460 Zuschauer, darunter zwei lautstarke Fanblocks, sorgten für eine tolle Atmosphäre. “Tolles Spiel, nur der Ball wollte heute nicht rein”, war Gehrmanns treffendes Schlusswort.

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So spielten sie:

SV Stuttgarter Kickers: Castellucci – Moos, Kammerbauer (94. Leist), Zagaria, Colic (86. Braig), Campagna, Dicklhuber, Reisig, Tunjic, Polauke (46. Obernosterer), Baroudi (76. Profis)

SSV Reutlingen 05: Weisheit – Schiffel, Jäger, Lübke (87. L. Preuß), Mohr (70. Schumann) – Schwaiger, Eiberger, Wöhrle, Ganaus (66. Dautaj) – Zukic, J. Preuß (76. Kuengienda)

Schiedsrichter: Roy Dingler

Tore: Fehlanzeige

Zuschauer: 3460.

20.08.21 (sv)

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