Yosef Yebio und Christian Grießer in den Vorstand gewählt. Aufsichtsrat besteht fortan aus Mario Kolb, Jonas Ramolla, Ines Hahn, Jochen Weigl und Sascha Schneider.

Um 19:10 Uhr startete im Achalm Hof die diesjährige Jahreshauptversammlung des SSV Reutlingen 1905 Fußball. Nach Berichten über Allgemeines, Finanzen, Zukunft und Philosophie, Aufsichtsrat und der Kassenprüfer folgten die Abstimmungen über Anträge, sowie die Entlastungen der Verantwortlichen aus den abgeschlossenen Geschäftsjahren 2019/20 und 2020/21. Im Anschluss stellten sich die beiden Vorstandskandidaten näher vor, ehe die 56 stimmberechtigten Mitglieder den neuen Vorstand und Aufsichtsrat wählten. Beendet wurde die Versammlung um 21:46 Uhr.

Begrüßung und Bericht Allgemeines

Der scheidende erste Vorsitzende Dr. Karsten Amann eröffnete die Versammlung mit einem Gedenken an die verstorbenen langjährigen Funktionsträger Dr. Armin Rall und Fritjof Eisenlohr. Amann nahm dann den im Juli 2020 erschienen GEA-Artikel »SSV – unregierbar« zum Anlass, die Entwicklung der letzten beiden Jahre Revue passieren zu lassen. Im Gegensatz zu damals sei die nun erfolgte Ablösung des Vorstandes geplantes Ziel gewesen. Er sah zudem den SSV wesentlich professioneller aufgestellt als Mitte 2020. Hervorgehoben hatte Amann die Ausstattung der Geschäftsstelle, das Sponsoring, das Marketing, die Finanzen und die technisch unterstützte sportwissenschaftliche Methodik.

Abschließend bedankte er sich ausdrücklich für die erbrachten Leistungen des Trainerteams um Maik Schütt in der Vergangenheit, sowie für die Leistungen aller, die derzeit an der Zukunft des SSV mitarbeiten. »Herzblut und Identifikation mit dem Verein sind der Schlüssel, ohne sich dabei selbst zu wichtig zu nehmen: Unser SSV steht über dem Einzelnen.«, schloss Amann seinen letzten Bericht als Vorsitzender.

Bericht Finanzen

Mario Kolb konnte trotz der Herausforderungen durch bestehende Verbindlichkeiten und die Pandemie ein positives Ergebnis für die abgeschlossenen Geschäftsjahre 2019/20 (Gewinn von 78.000 Euro) und 2020/21 (Gewinn von 106.000 Euro) vermelden. Dies sei hauptsächlich auf Kostensenkungsmaßnahmen, die Einnahmen aus der Crowdfunding-Aktion, engmaschiges Controlling sowie vielfältige staatliche Unterstützungsleistungen zurückzuführen. Darüber hinaus wirkten sich Gehaltsverzichte von Spielern und Trainern, die beeindruckende Treue der bestehenden Sponsoren und die weitestgehend ausgebliebenen Rückforderungen von Dauerkarteninhabern positiv aus. Für das noch laufende Geschäftsjahr 2021/22 sei dagegen voraussichtlich kein Gewinn zu erwarten. Die Zuschauerzahlen und auch die Gewinnung neuer Sponsoren blieben durch die anhaltende Pandemie hinter den Erwartungen zurück. Erfreulich ist die Reduzierung der langfristigen Verbindlichkeiten bei Banken und Mitgliedern von rund 29.000 Euro innerhalb der beiden letzten Geschäftsjahre.

Benjamin Schirmer umriss anschließend die neue Philosophie des SSV im Bereich Finanzen und wies hierbei auf den »Dreiklang aus organisatorischem, wirtschaftlichem und sportlichem Erfolg« hin. Zentrale Bausteine für eine stabile Entwicklung des Vereins seien eine professionelle Budget- und Liquiditätsplanung, die Notwendigkeit von Investitionen in alle Vereinsbereiche (nicht nur in Personal Sport) sowie die Vermeidung von wirtschaftlichen Risiken zugunsten kurzfristigem sportlichen Erfolg. Das mittelfristige Ziel des Vereins sei es zudem, die bestehenden Verbindlichkeiten sukzessive zu reduzieren und Rücklagen aufzubauen. Seine Ausführungen schloss er mit den Worten: »Die vergangenen zwei Jahre haben gezeigt, der SSV kann Krise«.

Bericht Aufsichtsrat

Jochen Weigl erläuterte die Hauptaufgaben des Aufsichtsrats, der sich durchaus auch ein kritisches Hinterfragen und kontroverses Diskutieren auf die Fahnen geschrieben hatte. Kernaufgaben seien das Monitoring, Budgetfreigaben, Rückmeldung zur sportlichen Entwicklung und Hinweise auf den finanziellen Rahmen. Unter dem Strich habe man sich mit dem Vorstand aber stets auf einen gangbaren Weg einigen können. Weigl beschrieb die Zusammenarbeit mit dem Vorstand auch bei aufkommender Kritik als konstruktiv.

Bericht Kassenprüfer

Marc Sensbach führte anschließend aus, dass die Kassenprüfungen durch die Umstellung auf digitale Buchhaltung deutlich vereinfacht wurden. Die Rechnungsprüfung der Geschäftsjahre 2019/2020 sowie 2020/2021 erfolgte fristgerecht und habe im Ergebnis keine Unregelmäßigkeiten aufgewiesen. Daher schlug Sensbach eine Entlastung der Verantwortlichen für die beiden Geschäftsjahre vor.

Aussprache

Die einzige Wortmeldung des Abends kam von Fabian Maier. Maier griff die vorher gefallene flapsige Bemerkung, dass der SSV »unregierbar« sei auf und beschrieb den SSV als polarisierend. Jeder habe eine Meinung dazu, jeder möchte mitreden, oftmals jedoch eher substanzlos und ohne Innensicht. Er persönlich messe das Wohl des Vereins nicht mehr ausschließlich am sportlichen Erfolg. Stattdessen empfinde er nach all den geplatzten Visionen und Erfolgsfahrplänen in der Vergangenheit die aktuelle Ausrichtung des Vereins als ehrlich. »Man merkt, dass alle Bock haben. Ich freue mich auf die neue Saison.«, beendete er seine Ausführungen.

Abstimmungen

Für die abgeschlossenen Geschäftsjahre wurden die Verantwortlichen mit jeweils überwältigender Mehrheit entlastet. Die Satzungsänderungen wurde in der vorab präsentierten Fassung ohne Gegenstimmen angenommen. Ein Antrag auf Erhalt des Ehrenrats – abweichend von der neuen Satzung – fand dagegen keine Mehrheit. Ebenso beschlossen wurden die Regelung hinsichtlich der Größe des Vorstands. Damit besteht der Vorstand zukünftig aus mindestens zwei Personen, bezogen auf die Amtszeit wolle man wieder zum satzungsgemäßen Turnus von drei Jahren zurückkehren.

Vorstellung Vorstandskandidaten

»Demut, harte Arbeit und gemeinsame Werte« standen im Mittelpunkt der Ausführungen von Christian Grießer. Dass zum Ende dieser Saison sage und schreibe 16 Jugendspieler den SSV in Richtung Nachwuchsleistungszentrum des VfB Stuttgart verlassen, sah er weniger als Rückschlag, sondern vielmehr als Bestätigung für eine gute Jugendarbeit. »Die Spitze wird einem als Verein in der fünften Liga immer weggenommen.«, konnte er dann auch nachvollziehen, dass einige aus dem Jugendtrainerstab den Verlockungen von Bundesligisten erliegen. Aber auch das sei eine Bestätigung dafür, dass in Reutlingen mit den vorhandenen Mitteln hervorragend gearbeitet werde.

Joe Yebios Vorstellung verlief weniger pathetisch und doch konnte er mit der Motivation für seine Kandidatur bei den Anwesenden punkten. Dem Erfolg des Vereins wolle er sich unterordnen und persönlich alles beitragen, was möglich sei. Zum Ende seiner Vorstellung sagte Yebio: »Der SSV ist mein Baby – ich will Gas geben für mein Baby!«

Wahlen Vorstand und Aufsichtsrat

Mit jeweils 91% Zustimmung der anwesenden Mitglieder wurden Yosef »Joe« Yebio zum ersten Vorstand und Christian Grießer zum zweiten Vorstand des Vereins gewählt. Ein beeindruckendes Wahlergebnis von 100% der Stimmen erhielt das als Aufsichtsrat angetretene Team aus Mario Kolb, Jonas Ramolla, Ines Hahn, Jochen Weigl und Sascha Schneider. Damit verlässt Mario Kolb den Vorstand und kehrt in den Aufsichtsrat zurück. Kassenprüfer werden in Zukunft Marc Sensbach und Philipp Kappler sein.

Dr. Karsten Amann wurde abschließend gebührend verabschiedet. Als Präsent erhielt er eine Ehrenmitgliedschaft sowie das neue Auswärtstrikot der kommenden Saison.

Vielen Dank, Karsten!

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